VALIE EXPORT – ELFRIEDE JELINEK

Jelinek über EXPORT
Jelinek geht in ihrer Rede Sich vom Raum eine Spalte abschneiden zur Eröffnung der Retrospektive VALIE EXPORT Split:Reality im Museum Moderner Kunst (20er Haus) in Wien am 24. April 1997 zunächst allgemein auf Kunst von Frauen ein, um dann über VALIE EXPORTs Arbeiten und deren Rezeption zu sprechen. Jelinek betont, dass sich EXPORT in ihrer Kunst gegen das vorhandene, männlich geprägte Gesellschafts- und Kunstsystem richtet und eine eigene Kunstsprache entwickelt hat:

Ich denke also, daß im Fall der Kunst Valie Exports sehr schön nachzuweisen ist, wie jemand, der im ständigen Widerspruch zum offiziellen Vermittlungssystem gearbeitet hat, also einer Gegenwärtigkeit, die sich selbst sagt und auch die Macht dazu hat, diesem oberirdischen System des Herkömmlichen die eigene Erfahrung aufzwingt, die eine ganz andere Sprache spricht. Und so muß jetzt plötzlich doch zugelassen werden, daß gezeigt wird, wie eine Frau etwas ausspricht, das unserer kollektiven Erfahrung besser entspricht als das meiste, das wir sonst zu hören bekommen.

aus: Elfriede Jelinek: Sich vom Raum eine Spalte abschneiden. Zu den Videoinstallationen Valie Exports. https://www.elfriedejelinek.com/fvalie-1.htm, datiert mit 1997, eingesehen am 24.1.2012 (= Elfriede Jelineks Homepage, Rubrik: zur Kunst).

 

EXPORT über Jelinek
EXPORT spricht im Interview mit Stefanie Kaplan Kunst als Überschreitung, das in dem von Stefanie Kaplan herausgegeben Buch „Die Frau hat keinen Ort“. Elfriede Jelineks feministische Bezüge (2012) erscheint, über gemeinsame Arbeiten und über Jelineks Sprache:

Mich spricht die Sprache von Elfriede Jelinek sehr stark an, schon immer eigentlich, weil sie einerseits diesen feministischen und andererseits diesen revolutionären Ausdruck hat, und auch revolutionär mit der Sprache selbst umgeht, auch schon in den 70er-Jahren, nicht nur als Feministin. Man ist ja nicht nur Feministin, sondern man hat ja mehrere Persönlichkeiten.

aus: VALIE EXPORT / Stefanie Kaplan: Kunst als Überschreitung. In: Kaplan, Stefanie (Hg.): „Die Frau hat keinen Ort“. Elfriede Jelineks feministische Bezüge. Wien: Praesens Verlag 2012 (= DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE 9), S. 194-205, S. 198-200.

 

Jelinek über EXPORT
Jelinek befasst sich in ihrem Essay Das Maßnehmen und die Maßnahmen. VALIE EXPORT zum 70. Geburtstag, der in der von Margarete Lamb-Faffelberger und Carola Hilmes herausgegebenen Festschrift Staging EXPORT: VALIE zu Ehren (2010) erschienen ist, mit VALIE EXPORTs Kunst, mit dem Einsatz des weiblichen Körpers und der damit verbundenen Fragmentierung und Zerstückelung von Begriffen wie Raum, Zeit und Wirklichkeit:

Im Gegensatz zu anderen Aktionskünstlern meint VALIE EXPORT nicht sich, wenn sie sich als sich selbst erzeugt und zeigt. Sie bricht sich selbst (und damit die Wirklichkeit, die sie erst erzeugt hat) dabei sofort wieder auf, wie ein Preßluftbohrer eine Straße, die grade zuvor noch frisch betoniert worden ist. Das Neue, das dadurch und danach entsteht, kann nicht mehr zusammengesetzt werden, um ein neues Ganzes zu ergeben, aber in der Fragmentierung, Zerstückelung, Aufspreizung (z. B. das Laryngoskop in der Kehle), Öffnung aller möglichen Körperöffnungen und deren Offenhalten, sodaß man nirgend woanders mehr hinschauen kann und auch nicht soll, tritt die Zerstückelung des weiblichen Körpers als unabweisbare Realität, als neue Straße, die begangen werden kann, aber diesmal nur noch wie ein Unrecht, zutage.

aus: Elfriede Jelinek: Das Maßnehmen und die Maßnahmen. VALIE EXPORT zum 70. Geburtstag. In: Lamb-Faffelberger, Margarete / Hilmes, Carola (Hg.): Staging EXPORT: VALIE zu Ehren. New York: Lang 2010 (= Austrian Culture 45), S. 7-16.

 

EXPORT über Jelinek
EXPORT spricht im Interview mit Stefanie Kaplan Kunst als Überschreitung, das in dem von Stefanie Kaplan herausgegeben Buch „Die Frau hat keinen Ort“. Elfriede Jelineks feministische Bezüge (2012) erscheint, über die geplante Verfilmung von Jelineks Roman Die Klavierspielerin. An Jelineks Roman hat EXPORT die Mutter-Tochter-Beziehung interessiert, die sie als Geschichte ihrer eigenen Generation versteht. EXPORT geht auch darauf ein, wie sie sich Jelineks Roman angenähert hat:

Meine Methode war, die Sätze zu zerlegen, zu dekonstruieren, wie es ja auch ihre Methode ist. Die Sätze, aber auch Filmbilder, sind Material für mich, das ich zerlege und wieder zusammenbaue oder in einen anderen Kontext bringe. So wie Elfriede Jelinek mit ihrer Sprache umgeht, so gehe ich mit meinen Bildern um. Ich nenne auch viele meiner künstlerischen Werke, Arbeiten mediale Anagramme.

aus: VALIE EXPORT / Stefanie Kaplan: Kunst als Überschreitung. In: Kaplan, Stefanie (Hg.): „Die Frau hat keinen Ort“. Elfriede Jelineks feministische Bezüge. Wien: Praesens Verlag 2012 (= DISKURSE.KONTEXTE.IMPULSE 9), S. 194-205, S. 200.