In diesem Bereich werden die Zusammenarbeiten und die Werke der drei Künstlerinnen, in denen Stimme thematisiert wird, vorgestellt. Neben allgemeinen Informationen zu den Arbeiten wurden hier bis Ende März 2012 neue Beiträge und Videostatements, Ausschnitte aus Rezensionen und wissenschaftlichen Aufsätzen sowie Videos von Vorträgen, die im Rahmen des Symposiums des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums gehalten wurden, veröffentlicht.


Elfriede Jelinek, Olga Neuwirth

Robert der Teufel entstand im Rahmen des von Hans Werner Henze geleiteten 2. Jugendmusikfestes Deutschlandsberg (steirischer herbst 1985). Die Oper wurde unter Anleitung von Gerd Kühr und Stefan Hakenberg gemeinsam mit Deutschlandsberger Jugendlichen erarbeitet, darunter auch Olga Neuwirth, die das Lied Roberts Ich hab’s satt, die Tänze von Wassermann, Scharbock und Haberngoaß und das Lied der Prinzessin Jetzt hat die Liebe mich endlich getroffen komponierte. Elfriede Jelinek verfasste das Libretto. In der Oper wird die Verbindung von Sprechen und Handeln bzw. Schweigen und Passiv-Sein thematisiert. In der Libretto-Vorlage, der steirischen Sage Robert, der Teufel, wird Robert als „überaus stark und unbändig“ beschrieben, während die Prinzessin als stumm charakterisiert wird. Robert ist in der Sage der Handelnde, die Prinzessin beobachtet seine Handlungen aus der Ferne. Am Ende der Erzählung bricht sie ihr Schweigen aus Liebe zu Robert. Weiterlesen

VALIE EXPORT, Elfriede Jelinek

VALIE EXPORTs Film Elfriede Jelinek. News from Home 18.8.88 zeigt Elfriede Jelinek, die sich die Nachrichtensendung „Zeit im Bild“ ansieht und diese kommentiert. EXPORT präsentiert Jelinek als Zuseherin, als Beobachterin des Tagesgeschehens, das bereits durch die Medien gefiltert ist. Jelinek ist jedoch nicht nur Fernsehzuseherin, sondern sie ist selbst Sprecherin, die die medial präsentierten Bilder kommentiert und durch Wiederholung einzelner Sätze Distanz erzeugt. EXPORT bringt durch ihren Film eine zusätzliche Ebene ein, der/die ZuschauerIn sieht das Tagesgeschehen in doppelt kommentierter Form: durch die Nachrichtensendung und durch die Autorin. Katharina Pewny, Professorin für Performance an der Universität Gent, befasst sich in ihrem Aufsatz IMPORT EXPORT JELINEK. Einleitende Bemerkungen zu VALIE EXPORTS „Elfriede Jelinek. News from Home. 18.8.88“ mit dem im Film erzeugten „Kommentar des Kommentars“: Weiterlesen

Elfriede Jelinek, Olga Neuwirth

Als Textgrundlage für Olga Neuwirths Oper diente Elfriede Jelineks 1974 produziertes Hörspiel Für den Funk dramatisierte Ballade von drei wichtigen Männern sowie dem Personenkreis um sie herum. Jelinek stellt darin traditionelle Rollenbilder aus, die im Verlauf des Hörspiels demontiert werden, bis schließlich Männer und Frauen ihre Stimmen und  Rollen tauschen.

Elfriede Jelinek geht in ihrem Vorspruch zum Hörspiel auf die traditionellen Geschlechterrollen ein: Weiterlesen

Der Schrei (1994)

VALIE EXPORT

EXPORTs Installation Der Schrei wurde erstmals 1994 im Rahmen der Ausstellung GEWALT/Geschäfte. Eine Ausstellung zum Topos der Gewalt in der gegenwärtigen künstlerischen Auseinandersetzung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst in Berlin gezeigt.

Auf einer Videowand sind Aufnahmen von EXPORTs Stimmbändern zu sehen: Die Künstlerin filmt mit einem Laryngoskop ihre Stimmritzen, während sie versucht, einen Text zu sprechen. Aufgrund des in die Kehle eingeführten Laryngoskops sind die Worte von EXPORT nicht verständlich, sie kann nur hohe Töne produzieren. EXPORT macht mit dieser Installation die Anstrengungen sichtbar, mit denen die Stimmerzeugung verbunden ist. Weiterlesen

Elfriede Jelinek, Olga Neuwirth

Das Hörstück Todesraten ging aus Neuwirths Komposition Elfi und Andi hervor, für die Jelinek zwei Monologe verfasste. Zwei reale Fälle bilden die Grundlage der beiden Monologe: der Fall der „Schwarzen Witwe“ Elfriede Blauensteiner, die 1997 für den Mord an ihrem letzten Lebensgefährten und 2001 für den Mord an einer Nachbarin und einem früheren Lebensgefährten zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, und der Fall des Bodybuilders Andreas Münzer, der 1996 an den Folgen massiven Dopings, insbesondere durch Anabolika, starb. Jelineks Monologe wurden in weiterer Folge Teil ihres Theatertextes Ein Sportstück (1998). Mit dem Titel Todesraten wird auf Ingeborg Bachmanns Sprachspiel „Todesarten – Todesraten“ in ihrem Roman Malina Bezug genommen. Weiterlesen

glottis (2007)

VALIE EXPORT

Die 32-teilige DVD-Installation glottis entstand im Rahmen der Arbeit THE PAIN OF UTOPIA. DER SCHMERZ DER UTOPIE. Sie wurde 2007 bei der 52. Biennale in Venedig ausgestellt. Auf Monitoren sind EXPORTs Stimmritzen zu sehen, die sie mit einem Laryngoskop filmt, während sie versucht, einen selbst verfassten Text zu sprechen. Auf der Homepage von VALIE EXPORT ist ein Foto der Installation zu sehen und der Text nachzulesen: www.valieexport.at/de/werke/werke/

Im Gespräch mit Angelika Prawda aus Anlass der Ausstellung VALIE EXPORT. Zeit und Gegenzeit – Times and Countertime im Belvedere in Wien (2010) äußerte sich EXPORT über die Installation glottis und über die Funktion der laryngoskopischen Aufnahmen: Weiterlesen

I turn over the pictures of my voice in my head (2008/2009)

VALIE EXPORT, Elfriede Jelinek

EXPORTs Film I turn over the pictures of my voice in my head entstand aus der Performance The voice as Performance, Act and Body, die 2007 bei der 52. Biennale in Venedig zu sehen war. Der Film dauert 12 Minuten, zu sehen sind VALIE EXPORTs Stimmritzen, die sie mit einem in die Kehle eingeführten Laryngoskop filmt. Auf der Homepage der Künstlerin finden sich weiterführende Informationen zum Film: http://www.valieexport.at/?id=61&tx_ttnews[tt_news]=4107&tx_ttnews[backPid]=91

Elfriede Jelinek verfasste 2009 einen Essay zum Film. Sie veröffentlichte den Text Ungeduldetes, ungeduldiges Sichverschließen (ach, Stimme!). Zu Valie Exports Performancefilm „I turn over the pictures of my voice in my head“ 2008 auf ihrer Homepage (http://a-e-m-gmbh.com/wessely/fvaliest.htm). Der Text wurde von Margarete Lamb-Faffelberger ins Englische übersetzt. Die englische Version mit dem Titel The voice heads straightaway toward (Oh, Voice) wurde ebenfalls auf Jelineks Homepage veröffentlicht (http://a-e-m-gmbh.com/wessely/fvaliese.htm).

Jelinek setzt sich in ihrem Essay mit der Stimme und der Stimmerzeugung auseinander. Sie schreibt über die Anstrengungen der Stimmerzeugung und über das Zur-Sprache-Finden für die Frau: Weiterlesen

Elfriede Jelinek, Olga Neuwirth

Der Film Die Schöpfung entstand für die Lange Nacht der Kirchen 2010 und wurde im Rahmen des Schwerpunktes Himmel und Haydn in der Pfarre Eisenstadt Oberberg am 28.5.2010 uraufgeführt. Der Film arbeitet mit Klang/Bild-Montagen und setzt sich ironisch mit der Genesis, aber auch mit dem Thema der weiblichen Schöpfung auseinander. Jelinek steuerte für den Film den Text Mit der Zeit… bei, der bislang nicht veröffentlicht wurde. Der Film zeigt den künstlerischen Schaffungsprozess als Schöpfungsakt. Jelinek und Neuwirth, die von Gott geschaffen wurden, werden beim Schreiben und Komponieren gezeigt. Die Künstlerinnen stehen für Wort und Musik und deren Verbindungsmöglichkeit. Am Ende wird ihr Werk von Gott zerstört, der die Frage äußert: „Das sind die Zeugungen des Himmels und der Erde?“

Komposition und Video stammen von Olga Neuwirth, Elfriede Jelinek und Erwin Steinhauer sprechen den von Jelinek verfassten Text. Der Film ist unter folgendem Link abrufbar: blip.tv/lillevan-/die-schoepfung-the-creation-3905054